Tagebuch - Christoph & Lollo

Februar bis April 2004:

  • 26.02.04: B72, Wien
    Dieses Konzert war ziemlich schlecht, dafür aber mehr als drei Stunden lang. Ende des Berichts.

  • 30.03.04 - 01.04.04: Kabarett Niedermair, Wien
    Hmm. Das ist jetzt schon lange her hmmm mal überlegen
    Also, sagen wir einmal so: Wenn´s nach uns ginge, wären wir ja ernstzunehmende Musiker. Wir würden Schispringerlieder vortragen, in Chartsshows auftreten (wie das schon klingt!) und mit der Zeit alt und verbittert werden. Aber einerseits sind wir eben keine ernstzunehmenden Musiker, und andererseits haben wir schon bei unserem allerersten Auftritt vor ach so vielen Jahren festgestellt, dass die Leute uns auslachen, was wir mit der Zeit zu unserem Vorteil zu nutzen lernten. Schon damals wurde das was wir tun von manchen als Kabarett bezeichnet, dabei waren wir damals noch nie in einem Kabarett. Wie auch immer: So richtig kabarettmäßig sind wir nur ganz, ganz selten wo aufgetreten. Und ganz richtig kabarettmäßig Auftreten bedeutet, an mehreren Tagen hintereinander im selben Lokal (mit Sitzreihen und Rauchverbot) zu spielen. Und nach, ach!, dermaßen vielen Jahren hat uns das Kabarett Niedermair endlich gefragt, ob wir genau das machen wollen, an drei Tagen hintereinander dort auftreten nämlich. Und natürlich wollten wir! Das äußerst sympathische Kabarett Niedermair befindet sich in dem Teil des achten Wiener Gemeindebezirks, der schon ziemlich nach dem Ersten riecht. Es gibt dort nette Leute, die da arbeiten, und guten Kaffee. An der Wand hängen Bilder, die monatlich wechseln. Die vom März fanden wir nicht so knuspi. Es gibt Wein in schönen Gläsern und eine Künstlergarderobe, in der sich ein Telefon befindet, mithilfe dessen man mit dem Tontechniker in Verbindung treten kann. Außerdem gibt es eine Glocke, die dem in der Garderobe wartenden Künstler den Zeitpunkt anzeigt, zu dem er auf die Bühne muss. Und zusätzlich gibt´s in der Garderobe ein Klavier!
    Wir nutzten die passende Gelegenheit, um unsere Eltern und diverse andere Verwandte in diesem gediegenen Ambiente zu dem einzuladen, was wir auf Familientreffen erzählen müssen, wenn die senile Großtante wieder einmal fragt, was der Bub denn so macht. Sogar unser ehemaliger Klassenvorstand ist gekommen, da haben wir uns gefreut. Auch gefreut haben wir uns über den Willem, der uns einmal nach Herisau eingeladen hatte. Der war auch da, im Rahmen unseres interkulturellen Austauschprogramms, das wir betreiben um Steuern zu sparen, äh, den Bedürftigen zu helfen, oder wie auch immer. Der hat auf unsere Nachfrage dann vollkommen richtig festgestellt, dass unser Auftritt in Herisau damals besser war als der den er sich an diesem Abend ansehen musste, äh, durfte. Die Qualität der drei Abende schwankte. Es war vermutlich so: Erster Tag geht so, zweiter Tag na ja, dritter Tag passt schon. Es waren auch immer Leute da. Die Atmosphäre war locker. Als wir am dritten Tag ins Kabarett kamen, unsere Jacken an Haken hingen und eine Melange schlürften, fühlten wir uns schon wie an einem vertrauten, liebgewonnenen Arbeitsplatz. Das Kabarettistenleben muss ein schönes sein.

  • 10.04.04: Stadtsäle, St. Pölten
    16:00 get-in
    17:00 soundcheck
    18:00 dinner
    23:00 onstage

    .. so oder so ähnlich stand es, in lustiger Bookingsprache, auf den Zetteln, die unser supervising busitainmentbookingheadquarter in monatelangen Sitzungen an schweren Mahagonitischen ausgehandelt hatte. Wir brave Buben also kurz vor 15:00 rein ins Auto (load-in), raus aus Wien (takeoff), auf die Autobahn (highway-check-in) und um eine Viertelstunde zu früh bei den Stadtsälen angekommen (earlybird-get-in). Dort begrüßten wir allerlei Leute, die uns bekannt oder wichtig vorkamen, und sahen uns um. Der große Saal sieht genauso aus, wie solche Stadtsäle aussehen, ziemlich cool eigentlich, mit dunklem Holz an der Wand und so. Außerdem: Wuzler, DJ-Ecke, große Bühne, Ausruhsofas, Bars, Simpsons-Poster. Die Verantwortlichen, in erster Linie der Pauli, machten alle einen müden Eindruck - da erfuhren wir, dass dies hier ein 3-Tages-Fest war, und am Vortag bereits ausgiebig getanzt und getrunken worden war. So, so. Der Backstageraum war groß und leer. Soundcheck würde sich wohl verzögern. Hmmm. Bier trinken, Frisbee spielen, Punkerhund beschäftigen. Aufs Klo gehen, smalltalken, Brötchen essen. Die anderen Bands waren wie immer klüger als wir und trafen erst um Stunden später ein. Ungeschickter Smalltalk mit Musikerkollegen, allgemeines Gewitzel über das Nicht-Zustandekommen des Soundchecks, Spekulation über den Verlauf des Abends. Mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass unser Soundcheck entfallen würde, weil sich alles verzögerte, und wir zwei Witzfiguren mit unseren drei Spuren können ja recht leicht auf so was verzichten. Unsere Auftrittszeit verschob sich in Richtung Mitternacht. Wir, die ja schon um vier da waren, waren also insgesamt um 8 (acht) Stunden zu früh gekommen. In unserer langen Wir-sind-so-blöd-und-kommen-pünktlich-und-müssen-dann-ewig-Zeit-verplempern-Karriere bedeutet das absoluten Rekord! Wir prosteten uns fröhlich zu und legten uns auf die Sofas, während die Curbs dutzende Gitarren zum Erklingen brachten. Eine junge Gruppe eifriger Zeitungs-Mitarbeiter und -innen weckte uns aus dem Dämmerschlaf und wollte uns interviewen. Juhu, Abwechslung! Wir besorgten uns frisches Trinken (wie die Volksschüler zu sagen pflegen) und suchten einen vom Soundcheck-Schall unbelasteten Interview-Platz, den Tischfußballtisch nämlich, wo wir dann gleich blieben, um ein paar mal zu gewinnen und ein paar mal öfter zu verlieren. Aber es gab ja dann auch Musik: Die Beatbrats zum Beispiel machen dermaßen knüppelharten und kompakten Punkrock, dass die St. Pöltner sich kaum trauten, die Gliedmaße durch die Luft zu schleudern. Wo wir grad beim Thema sind: Die location war so was von overcrowded, dass es schon an oxygen lackte. Alles voll mit jungen Leuten! Beim Wuzler so ein Gedränge, dass ständig das Licht ausfiel. Arg! Nächste Band: die Curbs - Gitarrenpop mit ordentlich Rock´n´Roll-Feuer im Arsch, leidenschaftlich gewürgte Gitarren inklusive. Die Luft im Saal war dick wie Erbswurstsuppe und heiß wie ein Autodach auf Ibiza. Dann kamen drei nette Herren, die sich uns als Meltemi vorgestellt hatten. Gitarre, Bass und Elektroschlagzeug, deutsche Texte, jugendlicher Charme, Heimvorteil. Das Publikum hatte mittlerweile den Raum direkt vor der Bühne in Beschlag genommen und machte die Sachen, die Rockkonzerte so liebenswert machen (singen, klatschen, tanzen, grölen, springen, fallen, schwitzen, einander berühren und froh dreinschauen). Später waren wir dran. War kein besonders toller Auftritt, wir waren schon ein bisserl müde, und laut und heiß war es, und schließlich befinden wir uns immer noch in unserem langjährigen Leistungstief. Die Leute waren aber nicht bös, die haben getanzt und gesungen und.. ach, schauen Sie doch drei Sätze weiter oben nach. Die überschwängliche Stimmung gemahnte uns an unser Alter und machte uns traurig. Unser Interims-Chef sagte uns die Zeit an. Wir spielten ein letztes Lied, baten noch einmal um Entschuldigung und räumten die Bühne, weil die Soul Fire Band schon aufbauen musste. Wir tranken noch was, verloren noch beim Wuzler, sahen zu, wie Mono & Nikitaman der Menge per Ragga-Rhythmus noch ordentlich einheizten (es hatte mittlerweile geschätzte 40 Grad im Schatten unserer Achseln), und irgendwann waren wir dann plötzlich zu Hause.
    Fotos gibt´s beim City-Flyer.

  • 11.04.04: Altes Kino, Oberndorf (NÖ)
    Als wir aufwachten, mussten wir schon bald wieder los, diesmal nach Oberndorf an der Melk. Eine relativ originelle Wegbeschreibung in Kombination mit unserem Nichtwissen und dem Umstand, dass es in dieser Gegend einige Ortsnamen doppelt gibt, brachte uns in weitem Bogen, vorbei an der idyllischen Ortschaft Fleischessen, ans Ziel, wo die Beatbrats, auch heute wieder dabei, schon fleißig ihr glitzerndes Schlagzeug und die schönen Verstärker, aus denen gespenstisch glühende Röhren leuchten, aufgebaut hatten. Heute gab´s Soundcheck! Das Alte Kino ist übrigens nicht zuletzt ein traditionelles Kabarettlokal im (ehemaligen?) Besitz des legendären Bandleaders Vickerl Adam. Die ehemalige Projektorkammer kann für Backstageaktivitäten genutzt werden. Beim Essen (erstklassige Grill- Back- und Bratplatte) im nebenan gelegenen Gasthaus Mitterauer wurden wir von einer vorbeigehenden Dame gefragt "Seids ihr die Fleischesser?". Diese Frage stürzte uns in tiefe Verwirrung, da Fleischesser ja nicht nur Karnivoren, sondern auch Bewohner des Nachbarortes Fleischessen bedeuten konnte. In Fleischessen ansässige Vegetarier sind also Fleischesser Vegetarier. Sie verstehen? Wie auch immer: Im Alten Kino wurden Punkklassiker gespielt, während das Publikum eintröpfelte. Die Beatbrats ließen wieder die Sau raus, hatten heute auch einen guten Sound, den das Publikum zu schätzen wusste, ganz im Gegensatz zum geräuschempfindlichen Anrainer. Die geringe Zuschauerdichte verhinderte ein orgiastisches Eskalieren der Hochstimmung, so dass es bei Headbangen, Klatschen und vereinzelten Tänzen blieb. Fröhliche Gesichter im Saal. Punk ist nicht tot, und er roch schon immer so. Tänzer gab es übrigens dann auch nachher, bei unserem Konzert, das heute nicht ganz so schlecht ausfiel, wie uns auch die durchaus freundlichen Reaktionen der Leute zu verstehen gaben. Danke, hat Spaß gemacht. Nach getaner Abend blieben wir noch ein bisschen sitzen und unterhielten uns über dies und das. Dann gab es noch geschäftliche Schwierigkeiten, weil irgendwelche Zahlen auf irgendwelchen Zetteln falsch übertragen wurden. Wir lösten das Problem, indem wir den Beatbrats ihre Seelen abkauften. Dann mussten wir gehen, und als die Tür ins Schloss fiel, fiel dem Lollo ein, dass er seine Jacke nicht dabei hatte. Die musste wohl irgendwo drinnen sein. Die Jacke war zwar alt und schäbig, aber die darin enthaltenen Wohnungsschlüssel wären für eine Heimkehr um vier in der Früh ganz nützlich gewesen. Gesuche, Hin-und-her-überlegen, aufgeben, heimfahren. Auf der Landstrasse sahen wir dann ein Auto, in dem, wie unser nüchterner und hochkonzentrierter Babysitter uns versicherte, eine Möglichkeit zum Zugriff auf Lollos Jacke saß. Davor der Beatbrats-Tourbus. Kurzes Überlegen an einer Abzweigung. Dann rauf aufs Gas, dem Auto hinterher, Lichthupe, durch die Kurven jagen, in die dunkle Gasse! Das Auto biegt auf einen Parkplatz ein. Wir hinterher, mit quietschenden Reifen stehengeblieben, rausgesprungen, hingelaufen! Zwei verschreckte Frauenaugen sehen uns ängstlich an - nein, das ist jetzt wohl nicht der Kollege vom Veranstalter - war wohl doch ein anderes Auto. Tschuldigen fürs Erschrecken, bitte! Zurück zur Landstrasse, auf Radio FM4 ein paar Austropop-Klassinger, die die Herren Ostermayer und Neidhart ausgesucht haben, anhören, herzlich lachen, die Beatbrats unter heftigem Gewinke überholen, und irgendwann dann ins Bett fallen. Die Jacke wurde noch nachgeliefert - besten Dank, Charlez!

  • 30.04.04: Noppenair, Neußerling (OÖ)
    Jemand hatte mir, Christoph, erzählt, dass es auf Veranstaltungen wie dieser Usus wäre, seine körperliche Leistungsfähigkeit bisweilen durch Faust- und/oder Ringkämpfe mit anderen zu vergleichen. Diese Information machte mich ängstlich. Mir, dem Lollo, wurde erzählt, es gäbe prima Essen in einem Hotel vorher. Das machte mich optimistisch.
    Wir fuhren in der Nähe von Linz über die große Rodl, noch ein bisschen bergauf und kamen bei einem Bauernhof an. Das war die Location. Campingplatz, große Bühne, DJ-Eck, Tequila-, Wein-, und sonstige Themenbars, wenige Klos, viele betrunkene Jugendliche - wir wussten sofort, dass wir hier richtig waren. Doch die Gewissheit über das Gourmet-Lokal im Tal, ließ uns nur gach die Zimmerschlüssel checken und essen fahren. Das Essen war dann auch tatsächlich sehr gut, Mitten in der Welt hieß der Laden. Am Zimmer bildeten wir uns bei der Millionenshow, stellten bald fest, dass es spät wurde und machten uns auf den Weg zurück zur fliegenden Kuh. Beim Noppenbauern war die Stimmung schon auf einem ersten Höhepunkt, Din A4 spielten gerade die letzten Akkorde, und vor der Bühne schüttelten junge Menschen ihre Körper. Wir versuchten so gut wir konnten, die Zeit totzuschlagen, die war diesmal besonders hartnäckig, zumal wir erst gegen ein Uhr früh auf die Bühne durften, doch unsere Erfahrung hat uns gelehrt, dass es in solchen Situationen eine tolle Idee ist, sich aus der Publikumsperspektive ein paar Lieder auf der Bühne anzusehen, oder ganz einfach übers Gelände zu streifen, im gegenständlichen Fall immer mit angepressten Ellenbogen, man möchte ja niemandem im Weg stehen. Beim Herumstehen stellten wir fest, dass da wohl wirklich viele Leute gekommen waren - vor der Bühne, wo Heiligenblut die Instrumente würgten, war´s die ganze Zeit voll, und rundherum gingen ständig Menschen von hier nach da und umgekehrt, weil permanenter Positionswechsel bei solchen Gelegenheiten die beste Taktik ist, nichts zu versäumen. Wesentliches passierte dann eigentlich nicht mehr bis Slut aufspielten, die waren der Hauptact und bemühten sich sehr. Der Bassist borgte sich dann Lollos Gitarrenkabel aus, das beim Zurückgeben noch pulsierte vor lauter Rock´n´Roll und uns so ein wenig Schwung mitgab. Überhaupt erfuhren wir viel Unterstützung in Sachen Schwung, denn so eine Menge von aufgeregten Leuten steckt an, außerdem versorgte uns die Disco-Ecke mit massig Rhythmus. Da gab´s nämlich vor den Toiletten einen DJ, der an diesem Tag von allen Bands, Chefs und Tontechnikern mehrmals gebeten wurde, seine Anlage doch ein bisschen leiser zu drehen, weil das Bass-Wummern auf der Bühne sehr störend war, aber DJs sind Leute, die ihren Kindheitsfreunden nie ihre Lieblingsmusik vorspielen durften und rächen sich im Alter durch ihren Beruf, kurz: der hat sich immer nur lauter gedreht, und die Geschwindigkeit unserer Lieder wurde überwiegend von einer Metal-Bassdrum gesteuert. Vielleicht kamen wir deshalb mit unserem Programm derartig geschwind zu Ende, wahrscheinlicher ist, dass wir das Gefühl hatten, die Mädchen und Buben seien schon müde, oder könnten sich aus anderen Ursachen nicht mehr recht auf den Beinen halten. Unser Programm hatte auch ein wenig an Schwung verloren, als wir alle gerade erst vor 1, 2 Stunden der EU beigetretenen Schispringer blockweise abgehandelt hatten (Franci Petek, Blaz Vhrovnik, Primoz Ulaga, Frantisek Jez, Jiri Parma, Josef Brzuchanski, Jaroslav Sakala, Jakub Suchacek, Aleksei Borovitin (zur Sicherheit), Stanislav Bobak, Wojciech Fortuna).. Man darf auch nicht vergessen, dass die äußere Form des Abends sich immer auf die innere Form unseres Auftritts überträgt, und bei rockig-verschwitzten Festivalorgien ist es angebracht, seinen Auftritt kurz, hart und schmerzlos zu halten, selbst wenn man, so wie wir, eigentlich für den so genannten chill-out zuständig ist.
    Nach unserem Auftritt wollten wir in der Backstagescheune etwas trinken, das war zu diesem Zeitpunkt noch Bier, aber nachdem wir beobachtet hatten, dass die Bardamen dafür jedes Mal wo anders hingehen mussten, um es zu holen, bekamen wir schlechte Gewissen und tranken nur mehr seltsame Sachen. Wie immer, hatte sich unsere anfängliche Unsicherheit und Schüchternheit nach unserem Auftritt in fröhlich-flockige Unterhaltungsfreudigkeit verwandelt, und wir führten lustige Gespräche. Zum Beispiel trat ein junger Mann an uns heran, der wollte wissen, ob wir Fanny van Dannens Lied kannten, indem ein gewisser Vladimir Putin vorkommt, wo doch der selbe Vladimir Putin auch in einem unserer Beiträge Erwähnung findet, und er frug: "Gibt´s den wirklich?", dabei hatte der eine Brille auf. Lustig war auch der, der uns fragte "Darf ich euch eine Frage stellen?" und nach unserer positiven Antwort für immer verstummte. Als die Sonne aufging, wurde es dann Zeit, schlafen zu fahren und sich vom aktuellen Fall von Richter Alexander Holdt zufrieden und glücklich in den Schlaf begleiten zu lassen.

            
    Noch viel mehr Fotos gibt´s auf der Noppenair-website.

  • 01.05.04: Café Wassermann, Kirchdorf/Simbach, Bayern
    Als wir noch klein waren, dachten wir, so echte Rocker schlafen auf Tour immer bis ganz spät. Seit wir selbst echte Rocker auf Tour sind, wissen wir, dass Übernachtungslokalitäten immer mehr oder weniger strenge Frühstückszeiten haben, und sind´s schon gewöhnt, etwaige Handtelefone auf Tagwache 10 Uhr zu programmieren. Obwohl wir zumindest zum Teil wirklich zünftig zu frühstücken wissen, wurden wir, als wir in Linz waren, schon wieder hungrig. Leider frugen wir den Kellner im Irish Pub zu spät, ob es eh schon etwas zu essen gäbe, da hatte er uns unsere Trinken schon hergerichtet. Saft getrunken, zu einem sehr netten Gasthaus mit Terrasse gefahren, in die Sonne gesetzt und Salat, Nudeln und Frühlingsrollen bestellt. Rundherum konnte man die Ahnung gewinnen, dass der Sonnenschein nicht mehr von langer Dauer sein würde, und prompt, bei Wels, hat es dann so etwas von geschüttet, und gedonnert hat es auch. Und als wir beim Parkplatz des Cafe Wassermann in Kirchdorf am Inn bei Simbach in Bayern angekommen waren, machten sich ein Angler und dessen kleiner Sohn (offensichtlich in strenger Fischereiausbildung) gerade auf den Weg zum großen Fang, mit einem Fahrradanhänger voll Angel-Equipment, und auf die Frage des Kindes ob sie nicht einen Regenschirm mitnehmen sollten, sagte der Vater "nein".
    Das Cafe Wassermann ist ein Gebäude von einladender Frische. Direkt an einem Waldsee gelegen, bietet es alles, was ein Strandcafe bieten sollte, zum Beispiel eine Terrasse zum Sitzen, einen Griller und Wiese (nur Wuzler haben wir keinen gesehen). Nach baldigem Soundcheck brachen wir zu unserer obligatorischen Zimmerinspektion auf, diesmal ein Highlight. Das Hotel verfügte nämlich über hypermoderne Infraultramagnetlasergesteuerte Tür-Öffnungs-Pistolen, genannt HITÖP, mit deren Hilfe man sich Zutritt zu den Zimmern verschaffen kann. Dort wieder Fernsehn gschaut, eh irgend a Schas, und schon zog´s uns zurück zum Wassermann. Da aßen wir was feines und schauten kokett herum. Wir sahen im Gegensatz zum vorigen Tag auch Menschen mit Bart oder Brüsten, einige trugen sogar Sakkos, und professionell wie wir nun einmal sind, stellten wir uns flugs auf das Umfeld ein und erhoben uns kabarettistenhaft geschmeidig zur Bühne. Den Anfang haben wir dann gleich völlig versaut, und es ging dann eigentlich auch nicht besser weiter, aber vom Ansatz her war´s ganz in Ordnung. Diesmal schafften wir es, unsere Zugabenverweigerung knallhart durchzuziehen. Das Publikum, sehr freundlich und gutmütig, akzeptierte das ohne Murren, sogar an das vorher vom Frank (=Chef) ausgegebene Vor-der-Bühne-zum-Klo-geh-Verbot haben sich die meisten gehalten und das Hinter-der-Bühne-zum-Klo-geh-Gebot geachtet. Als sehr schön empfanden wir die aufmunternden und anerkennenden Worte mancher der Zuhörer. Viele davon waren übrigens aus Österreich über die Grenze hergefahren, ist ja nicht so weit. Während der Abend immer mehr dem Ausklingen entgegenbrauste, unterhielten wir uns und einander höchst kurzweilig, zum Beispiel mit dem Martin und den seinen. Auch mit Frank, dem Chef und anderen freundlichen Bayersleuten wechselten wir Worte, während wir unsere Lider schwerer werden fühlten. Das hinderte uns jedoch nicht daran, uns später, wieder in der Pension, über Stunden das Promiboxen reinzuziehen.

                  
    Vielen Dank an unseren Haus-und-Hof-Fotografen, -Vermittler, und -Feedbacker Martin Nagl



  • 26.06.04: Ö1-Zelt, Donauinselfest
    Das Donauinselfest ist im Prinzip eine feine Sache. Eine Insel in der Stadt wird im Sommer mit Standeln zugepflastert, die jedes menschliche Bedürfnis befriedigen können. Es kommen hunderte Bands und Millionen Menschen. Am letzten Tag des Donauinselfests ist die ganze Donauinsel von einem bis zum anderen Ende vollkommen zugebrunzt. Das letztere spricht jetzt nicht unbedingt dafür, beweist aber die Lebensfreude und Freizügigkeit der Wiener. Die Wienerinnen verbringen eher viel Zeit damit, in Schlangen zu stehen. Am Donauinselfest aufzutreten, ist auch immer super, weil dort ja dermaßen viel Volk herumläuft, dass auch die mieseste Kapelle auf freudiges Publikum trifft. Wir sind ja donauinselfesttechnisch fast schon alte Hasen, dieses Jahr aber wurde uns eine besondere Adelung zuteil: zwei Auftritte auf einem Donauinselfest! Samstag und Sonntag! Na, wir waren stolz! Erster Auftritt im Zelt des Alphabetensenders Ö1, ganz spät nachts. Da waren wir ja schon letztes Jahr! Das war doch das, wo uns erst alle gesagt hatten, wir dürften so lange singen wie wir wollen, und dann, im Nachhinein, erfuhren wir, dass wir die Bühnenarbeiter durch unsere ausufernde Darbietung zu Überstunden zwangen! Das wollten wir gleich mit den wie immer sehr freundlichen Verantwortlichen klären, die sagten aber, dass das alles ganz anders war. Wir taten dann so, als wären wir uns auch nicht mehr so sicher. Sind wir aber. Der Backstagebereich war von Exekutivbeamten bevölkert, die sich am Buffet labten. Auch wir labten uns. Als wir uns genug gelabt hatten, gingen wir, setzten uns an die Donau und sahen den Schiffen zu. Es gibt Menschen die wohnen in Hausbooten. Irgendwann gingen wir zurück, es waren übrigens entsetzlich viele Leute überall. Es gab wie immer ein Feuerwerk, das war ganz okay, so wie Feuerwerke immer sind. Nach dem Feuerwerk Auftrittszeit für uns. Lebkuchenherz bekommen. Strahlende Gesichter. Verzweifelte Liederwünsche. Sonst keine Erinnerung mehr, tschuldigung. Die Ö1-Mitarbeiter waren auch nach unserem Auftritt noch nett zu uns, wir bekamen sogar eine CD vom soeben beendeten Konzert! Im Nachhinein wurden wir auch noch zu Ö1-Club-Ehrenmitgliedern ernannt, aber das ist eine Geschichte, die wir uns wohl besser für unsere Memoiren aufheben.

  • 27.06.04: SJ-Bühne, Donauinselfest
    Zweiter Tag unserer Donauinselfest2004-Tour. Heutiger Ort des Geschehens: Die SJ-Bühne. Vor uns dran unter anderem die netten Kollegen von perVers, Fuchs, A.Geh, Rooftop, Seizu, ach, was wissen wir, wir kennen uns nicht aus bei diesen komplizierten Hip-Hop-Verwandtschaftsverhältnissen. Nach uns dran unter anderem der großartige Louie Austen mit Band. Dazwischen nur wir. Bier aus Bechern, viele Leute, alles wie gestern, aber inklusive Regen, wenn auch nur wenig. Da waren Leute, die schon unser Konzert vom Vortag gesehen hatten, noch einmal da, ehrlich, wir haben´s gesehen! Wie war der Auftritt? Naja, vermutlich auch nicht so hervorragend. Ganz am Anfang kam gleich einer, der wissen wollte ob wir nicht auch etwas Normales spielen könnten. Hmmm.. das haben wir doch schon einmal erlebt, wann war das denn... ach ja, im Mai 2003! Wie auch immer, wir spielten unser genau festgelegtes Programm durch, wobei uns ab und zu ein wohlbekanntes Sirenengeräusch störte, und machten dann Platz für bessere Musik. Danke, Publikum.
    Fotos von diesem Auftritt gibt´s dort

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