Tagebuch - Christoph & Lollo

Februar bis März 2002:

  • 08.02.2002: Kulturladen, Konstanz
    Zum dritten Mal durften wir im Kulturladen in Konstanz auftreten. Schon der Weg dorthin war angenehmer als sonst, weil wir, man lese und staune, einen Chauffeur hatten, der heißt Flo. Und mit dem Auto nach Konstanz zu fahren ist alleine deswegen schon lustig, weil man da mit der Fähre über den Bodensee geführt wird. Den Kulturladen hätten wir dann fast nicht wiedererkannt, weil dort, wo wir noch im Sommer vor lieblicher Kulisse gesungen hatten (s. 28.7.01), erhob sich nunmehr ein etliche Kubikmeter großer Erdhaufen. War aber egal, wir sind diesmal eh im Saal aufgetreten, nämlich als Gäste der dort regelmäßig stattfindenden KULA-Disco. Und eben dieser Name hat manche sicher zur Annahme verleitet, daß sie bei dieser Veranstaltung was zum Amüsieren und Tanzen hätten. Die haben dann aber Bauklötze gestaunt! Nach kurzer Zeit, in der sie sich unser übliches Geseiere angehört haben, sind sie zur Überzeugung gekommen, daß es sich wohl nicht lohnen würde zuzuhören und haben ihre eigene Superbowlparty veranstaltet. Es steht uns natürlich nicht zu, uns ein Urteil über das Verhalten unseres Publikums anzumaßen, aber die 7, 8 Menschlein, die da so lautstark um Aufmerksamkeit bettelten, die haben uns schon ein bißchen gestört. Aber das trauen wir uns auch nur deswegen zu schreiben, weil wir offensichtlich nicht die einzigen waren, denen es so erging, denn als jenen Störenfrieden auch das Frieden stören zu langweilig wurde, und sie beschlossen, einen anderen Ort aufzusuchen, brandete verhaltener aber doch entschlossener Applaus von Seiten des restlichen Publikums auf. Und die Leute waren generell wieder sehr nett zu uns: Es wurde sogar ein Transparent entrollt, extra für uns gemalt, das gewissermaßen das lustige Mädchen ersetzen sollte, das wir beim letzten Mal hier kennengelernt hatten - die weilte nämlich in England und versicherte uns, traurig zu sein, unseren Auftritt nicht miterleben zu können. Lieb, gell? Ja, und sonst...? ...ziemlich lang war´s diesmal. Und wir haben´s schön gefunden. Und wir kommen gerne wieder.


  • 09.02.2002: Frohegg, St. Gallen
    Das Frohegg in St. Gallen ist ein sehr nettes Lokal, das in ca. fünf Monaten abgerissen werden soll. Die Menschen hier sind sehr zuvorkommend und scheinen ihr Handwerk, nämlich das Organisieren, wirklich zu verstehen. Was für uns sehr wichtig ist, wir können das nämlich nicht. So waren wir also zu einem kleinen Interview bei einem lokalen Radiosender, Toxic FM, eingeladen, was sich als richtiger Spaß entpuppen sollte. Wir wurden nämlich gebeten, einen sogenannten Stäischn-Ai-Di zu sprechen. Da sagt man normalerweise zum Beispiel: "Hallo, wir sind Christoph und Lollo, und ihr hört Toxic FM." Aber nachdem wir gesehen haben, welche Möglichkeiten der dortige Supercomputer bietet, schoss uns die unglaublich geniale Idee ein, diesen Satz rückwärts, also von hinten nach vorne, zu sprechen, um ihn uns dann rückwärts abgespielt anzuhören. Das hat sehr lustig geklungen. Sie sehen, auch wir können kreativ sein. Dann waren wir essen und haben zB erfahren, daß alle wehrfähigen Schweizer eine Waffe und 50 Schuss Munition daheim am Dachboden haben. Sehr interessant. Als wir dann im Frohegg die Bühne betraten, war der Raum angefüllt mit freundlich aussehenden Menschen, die zum Großteil auf bereitgestellten Sesseln saßen. Die Leute waren auch umwerfend höflich und haben sich mit Engelsgeduld angehört, was wir so zu bieten hatten: Cirka zweieinhalb Stunden Schispringerlieder (diesmal fast keine Fremdkompositionen), dazwischen so Gequatsche halt, und.... das war´s eigentlich schon. Nachher haben wir noch das eine oder andere Gläschen getrunken und ließen uns schließlich von drei besonders freundlichen Menschen zu einer sogenannten "Breakbeat-Party" mitnehmen. Da mussten wir erst durch das verregnete St. Gallen gehen, um uns dann inmitten einer Menge gutgelaunter Leute wiederzufinden. Dort haben wir uns noch ein bißchen unterhalten mit einem lustigen Buben und einem traurigen Mädchen, das froh war, daß es Hort Bulau noch schlechter geht. Und dann waren wir müde und sind schlafen gegangen. Und auch diesmal haben wir uns gedacht: "Hoffentlich laden die uns noch irgendwann einmal ein."


  • 09.03.2002: B72, Wien
    Sehr spät hat´s angefangen im B72. Da war nämlich der dissident-club, wo vor uns feine Musik aufgelegt wurde, aber um Mitternacht oder kurz danach betraten wir die Bühne. Wir hätten uns ja erwartet, daß um diese Uhrzeit eher Leute fortgeschrittenen Alters zuschauen würden, aber wie das halt so ist, heutzutage dürfen sich ja auch schon die 11-, 12-, 13-, 14jährigen die ganze Nacht herumtreiben. Wir alte Männer wiederum waren zu dieser späten Stunde schon dermaßen müde und geschafft von der Langeweile des Tages, daß wir unsere zerbrechlichen Knochen nur noch mit Mühe auf die Bühne tragen konnten. Auch wenn an diesem Tag alles etwas lustlos, geht zwar nicht, also etwas lustlos, weil entweder gibt´s eine Lust oder es gibt keine, geht auch nicht, weil Lust kann man ja nicht zählen, also alles war nur ein klein wenig über dem Lustlosen, bis auf das Publikum. Denn Du, liebes Publikum, standest dicht gedrängt und bestens gelaunt da und spendetest uns Trost. Obwohl, nichts für Ungut, Herbert, so ein Gegröhle kann einen schon aus dem Konzept bringen. Vor allem wenn man keins hat. Und da diesem Tagebucheintrag ebenfalls kein Konzept innewohnt, endet er noch bevor dieser Satz end
    Fotos vom Konzert gibt es hier.


  • 22.03.2002: Focky, Wien
    Da war im Focky in Wien ein Fest für den Hermes Phettberg, weil der so ein armer Schlucker ist, also ein Benefiz-Fest für den Hermes Phettberg war das. Anlaß daphür war der phünphhundertste Predigtdienst, eine im Phalter erscheinende Kolumne, und sie nannten es Phalters Phrühlingsphest phür Phettberg. Ja, da waren dann also wir, und da waren die drei amüsanten Männer von Maschek und auch Stermann und Grissemann, natürlich alles in umgekehrter Reihenfolge, wegen der Höflichkeit. Was die zeitliche Abfolge dieser drei sogenannten Show-Acts betrifft, so hieß es: Maschek, wir, Ster- & Grissemann. Dies nur nebenbei. Diese Mascheks sind übrigens wirklich lustig: Die nehmen irgendein Video, zum Beispiel von einer Fernseh-Gala und synchronisieren es mit anderem Text. Live. Grissemann und Stermann kennt man ja. Die haben sich dann noch geweigert, Das schönste Ding der Welt zu singen, da war´s aber auch schon spät. Eine Tombola gab´s dann auch noch, das Losnummern-Vergleichen war uns aber zu anstrengend. Und sonst... naja, Sie wissen ja, wie das auf solchen Festen ist: Man geht herum, trinkt beizeiten ein Bierchen, unterhält sich mit anderen Gästen..: zum Beispiel eine gewisse Frau Margit aus dem 20. Wiener Gemeindebezirk, die von zwei ihrer Freundinnen einen Besuch bei einem unserer Auftritte geschenkt bekommen hat. Die hatte, retrospektiv betrachtet, Glück im Unglück. Einerseits könnte man meinen, daß ein halbstündiges Konzert nicht der geeignete Anlaß ist, um den Gutschein einzulösen, andererseits war unsere Performance noch grottenschlechter als sonst, wodurch jene Margit nur eben diese halbe Stunde aushalten mußte. Jaja, so läuft´s manchmal im Leben. Außerdem trafen wir zwei Herren wieder, die wir am 9.3. im B72 aufgrund ihrer lautstarken Beteiligung am Konzert kennengelernt hatten, die haben gesagt, daß sie diesmal ganz artig waren - lieb von ihnen, gell?

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