Tagebuch - Christoph & Lollo

Juni 2003:

  • 08.06.03: Schmu-Festival, Wr. Neustadt
    Da gibt es in Wr. Neustadt jedes Jahr ein Festival, das Geld für einen guten Zweck sammelt, in diesem Jahr für das Krisen- und Beratungszentrum Kidsnest. Das Schmu (so heisst das Festival) ist ganz toll organisiert, die haben auch schon zehn Jahre lang Erfahrung darin sammeln können. Jeder, der zur Crew gehörte, signalisierte dies dem Besucher und dem Auftretenden mit Hilfe von T-Shirts, auf denen Schmu steht; es gibt sie in vier verschiedenen Ausführungen, die sind alle anders geschnitten. Einerseits für Buben, mit oder ohne Ärmeln, andererseits für Mädchen, nämlich als klassisches Girlie-Shirt und als sparsame Ausgabe im Sport-BH-Look. Das ganze fand scheinbar auf einem Pfarr-Grundstück statt, es gab Tische und Bänke, Wiese, Getränke und Grillfleisch sowie -würschtel und Erdäpfelsalat. Das Pfandsystem für die Bierflaschen funktionierte irgendwie mit Buttons. Wir wissen zwar bis jetzt nicht, warum wir schon um drei Uhr dort sein haben müssen, aber schlimm war´s nicht, so waren wir wieder einmal auf einem Konzert. Oder eigentlich auf mehreren, weil es waren ja viele Bands dort, nämlich: Kashmir (die wir aber versäumt haben), Ethos, Pretty Overdosed, Drown a Fish, 3 Feet Smaller, 99, und dann Petsch Moser und wir. Die von Ethos waren alle ziemlich klein, es war nämlich eine Schulband (oder so), die haben schon einmal ordentlich Gas gegeben. Pretty Overdosed waren etwas älter und auch cool. Bei Drown a Fish haben zwei mitgecrossovert, die in die selbe Schule wie wir gegangen sind, mit dem Markus, der auch mit war, waren sie sogar in der selben Klasse. (Wir haben uns aber nicht getraut, sie anzureden.) 3 Feet Smaller haben die Stimmung dann zum Kochen und den Platz zum Stauben gebracht, weil die Zuseherinnen und Zuseher sich vor der Bühne bewegten, was die trockene Sole aufwirbelte. Diese Herren verstehen ihr Handwerk, aber wie auch noch. Von 99 haben wir nicht wirklich etwas mitbekommen, man wird dann ja schon nervös, zieht sich in den Meditationsbereich zurück, und entzündet eine Kerze. Dann wars schon dunkel und das zahllos erschienene Publikum stand dichtgedrängt und war gespannt, und Petsch Moser haben die Open-Air-Bühne gerockt. Zu denen müss´ma eh nichts mehr sagen, die sind ohnehin super. Dann, und es war schon sehr spät, kamen wir dran. Wir waren aber Scheisse. Und auch als Petsch Moser Mitleid mit uns bekamen und uns musikalisch unter die Arme greifen wollten, stellte sich keine wesentliche Verbesserung ein, die zwei Stunden am Freitag im Proberaum waren wohl doch zu wenig, und wir haben das In-einer-Band-spielen nicht so drauf, als dass wir uns spielerisch aus der Affaire ziehen könnten. Und dann, am Schluss haben wir auch noch ein Lied mehr gespielt, als der Chef uns erlaubt hatte - ganz schön frech, oder? Und weil das ganze in bewohntem Gebiet stattgefunden hat und die Leute vom vielen herumspringen bei den anderen und vom sich fadisieren bei uns schon müde waren, fand die Party bald ihr Ende. Tschuldigung.
    Fotos gibt es hier und hier. Hier gibt es einen Fernsehbericht zum Anschauen.


  • 09.06.03: Cafe im Künstlerhaus, Klagenfurt
    Am Vorabend sind wir nach Hause gefahren um dort etwas für unsere Schönheit zu tun, am Nachmittag sind wir mit dem Mietauto vom Vortag nach Klagenfurt gefahren, wo uns die Karin und der Herwig ausgesprochen freundlich empfingen. Die Karin hat auch keine Zeit verloren, uns zum Essen auszuführen, dabei ging der Wunsch nach einer Stadtführung, den wir schon während der Fahrt gehegt hatten, in Erfüllung, denn die ersten drei Gastwirtschaften, in die wir einkehren wollten, hatten geschlossen. Während wir in der vierten ganz fein speisten, muss draussen ein mords Hagelsturm niedergegangen sein, wie man uns später erzählte. Jedenfalls war es trocken, als wir wieder zum Veranstaltungsort zurückmarschierten. Wir sollten im Künstlerhaus beziehungsweise im Cafe im Künstlerhaus oder besser im Foyer desselben auftreten. Das war schon edel. Hoher Raum, steinerne, imposante Wände, Balkons bzw eine Galerie, von der Leute hinuntersehen konnten und am Plafond ein großes buntes Fenster. Man kommt sich gleich so unschuldig vor, wenn die Akkustik so ist, wie sie in dem Foyer war. Vor allem beim Soundcheck, weil wie man als erfahrener Performer weiss, ein leerer Raum mehr Hall bedeutet, und der klingt erhebend. Der Raum, den wir als Backstageraum benutzten war mit Bildern und Zeichnungen von einem gewissen Michael Schwarz behängt, und uns wurde gesagt, wir sollen darauf aufpassen. Haben wir auch. Unser Auftritt war auf jeden Fall besser als der am Vortag, die Lieder, die wir mit Petsch Moser probiert hatten, haben zu zweit auch besser geklappt, für Christoph-und-Lollo-Verhältnisse halt. Ist aber auch logisch, zum Beispiel machen Geschwindigkeitsdifferenzen zu zweit nicht so viel aus wie zu sechst. Überdies hatten wir diesmal mehr Zeit, unsere Nervosität halbwegs abzulegen, und wenn wir erst einmal in Fahrt sind trübt unsere Euphorie unseren Sinn für Selbstkritik, gewissermassen kann uns dann nichts mehr erschüttern. Unser Auftritt war sehr lang, für manche vermutlich zu lang, aber erstens haben wir keine Uhr und zweitens hat´s uns Spass gemacht. Erwähnenswert ist noch, dass ein paar Herren aus Wr. Neustadt da waren, einer von ihnen war der Bruder vom Bernhard, der ist einer der Chefs von Petsch Moser. Ausserdem haben wir ein sehr befriedigendes Nachtmahl gegessen, uns sicher beherbergt gefühlt, gut gefrühstückt und keine Zeit für einen Wörthersee-Besuch gehabt. Dem Max haben seine Eltern erzählt, unser Auftritt würde anlässlich seines neunten Geburtstages stattfinden. Ende der Geschichte.


  • 21.06.03: Ö1-Zelt, Donauinselfest, Wien
    Wir haben auf der Reichsbrücke auf einen Bus gewartet, der uns dann zum Ö1-Zelt brachte, nachdem er gekommen war. Wir wollten nämlich auch einmal auf wichtig im Bus durchs Donauinselfest fahren, was wir uns vorher spannender vorstellten als es im Endeffekt war. Zumindest mussten wir uns nicht unters gemeine Volk mischen. Wir hatten auch Gelegenheit, dem Heiligen Vater gleich, aus dem Auto zu winken, weil wir den Bernd von der Gruppe Heinz gesehen haben, der seinen Sohnemann gerade zum ersten Rockkonzert dessen Lebens führte. Erfahren in der Szene wie wir sind, haben wir uns nicht viel Mühe geben müssen, die Verantwortlichen, also -anstalter, ausfindig zu machen, damit die uns unseren Star-Caravan zeigen konnten. Obwohl das ja meist nicht so einfach ist. Meistens ist es so, dass wir wo hin kommen und dort viele Leute sehen, die uns verantwortlich und wichtig erscheinen, aber wir wissen nicht an wen wir uns wenden sollen und wer uns jetzt sagt was wir tun und lassen sollen. Jedenfalls haben wir dann kurz erfahren, was es heisst, in einem Star-Caravan zu sitzen, haben dann aber entschieden, dass es draussen auf den Heurigenbänken gemütlicher ausschaut. So ein Star-Caravan ist ja doch nicht soo geräumig. Der Star-Caravan den wir benutzen durften jedenfalls. Und dann hat der Lollo sich einen Kaffee genommen obwohl er das nicht dürfen hätte, weil die bereitgestellte Verköstigung in einen allgemeinen und einen Ö1-Leute-only-Bereich geteilt war, aber das hatte uns vorher niemand erklärt. Tatsächlich durften wir uns eh unter vielen Speisen und Getränken etwas aussuchen. Der Bernd (nicht der von der Gruppe Heinz) und der Lollo haben ganz schön eingeschnitten, obwohl die Eliane und der Christoph ihnen gesagt hatten, dass sie, nämlich Eliane und Christoph, doch eine Jause mitgenommen hätten, und dass sie, nämlich Bernd und Lollo, später keinen Hunger haben würden, wenn sie jetzt soviel aßen. Sachen gibt´s! Nach dem Soundcheck, bei dem wir die intensive Betreuung eines ca. fünfköpfigen, ausgesprochen freundlichen Techniker(innen)-Teams genossen, widmeten wir uns den Dingen, die das Donauinselfest so bietet: Hitze, Musik, Essen, Trinken, Leute. Als wir wieder bei dem Ö1-Zelt waren, haben wir noch einen kleinen Teil des Auftritts von Timna Brauer und ihren Mitmusikanten von hinter der Bühne miterleben dürfen. Als sie fertigmusiziert hatten, wussten wir, dass wir jetzt bald an der Reihe sind, weil wir gelesen hatten, dass Timna Brauer vor uns dran wäre. Aufgrund ungeplanter, wenn auch nicht ganz unerwarteter, Verzögerungen begannen wir unser Konzert erst nach dem großen Feuerwerk und bemerkten gleich als wir auf der Bühne waren, dass da ziemlich viele Leute im Zelt waren, stehende, und solche die auf den Sesseln Platz genommen hatten. Das hat dann etwas Landschaftliches gehabt, hat wie sanft hügeliges, manchmal durch schroffe Klippen durchbrochenes Gelände ausgesehen. Und als wir dann so gespielt und gesungen haben, ist uns auch gleich aufgefallen, dass die Leute fröhlich und gut bei Stimme waren. Viele haben mitgesungen, viele haben sich (teilweise vergeblich) Lieder gewünscht, und einige haben nur lieb geschaut, aber das ist auch okay. Bei der Festlegung der Liederreihenfolge haben wir heute eine Fehlwahl getroffen, weil wir das Lied Snowboarder gleich als zweites gespielt haben. Es hat sich für uns herausgestellt, dass es besser ist, dieses Lied, wenn überhaupt, erst gegen Ende des Auftritts zu singen, es ist nämlich ein Lied, bei dem man bisweilen richtig schreien muss damit es halbwegs fetzt, ein Lied also, dass für die in weiterer Folge angeschlagene Stimme die Verantwortung trägt. Aber sonst war, glauben wir, eh alles okay. Als wir nach mehr als zwei Stunden dann das letzte Lied ausklingen ließen, rissen uns die Techniker(innen) schon förmlich die Mikrofone aus der Hand, weil sie schon müde waren und nach Hause wollten. Da wir aber vorher extra gefragt hatten, und uns 3 (in Worten: drei) Ö1-Verantwortliche gesagt hatten, wir dürften so lange machen wie wir wollen, sind wir uns diesbezüglich keiner Schuld bewusst.
    Danke, Ö1 für die Fotos:
           


  • 28.06.03: "10 Jahre Jump" - Cafe Cube, Linz
    Wir waren in einem Internet-Cafe, das an eine Einrichtung der AKS angebunden ist. Irgendwie so. Veranstaltet hat das aber das allseits bekannte und beliebte Liefstylemagazin Jump, das seinen zehnten Geburtstag feierte. Ausser uns haben auch noch die Punker von den Dressy Vagabonds aufgespielt. Die waren halt so laut wie eine Punkband, die etwas auf sich hält, sein muss. Das haben aber offenbar ein oder mehrere Menschen aus der Nachbarschaft nicht gewusst, der oder die haben gefunden, es war zu laut. Warum wir das wissen? Nun: Wir kamen gerade vom Essen zurück und wollten uns im Backstageraum (den Büro-Räumlichkeiten der Linzer Aktion Kritischer SchülerInnen) noch schnell akklimatisieren, die Dressy Vagabonds spielten gerade ihre ersten Nummern, da hörten wir, wie die Musik plötzlich verstummte und erfuhren, dass Polizisten im Haus wären. Die haben sich trotz intensiver Bemühungen nicht überreden lassen, der Band doch die Erlaubnis zu geben weiterzuspielen, konnten sie aber auch nicht, weil die Veranstaltung nicht den einschlägigen Verordnungen gemäß angemeldet war, oder so. Die Situation hätte uns wahrscheinlich an U2s Video zu "Where the Streets have no name" erinnert, hat sie aber nicht, die Situation, wir waren ja im Backstageraum. Klingt eigentlich auch sehr spannend, so eine Die-Polizei-bricht-das-Punkkonzert-ab-Situation, und wir hätten´s auch gern miterlebt, aber die Augenzeugen waren dann eigentlich eh nicht so beeindruckt. Einer von ihnen, der Willi, der Veranstalter, hat uns dann gebeten, mit unserem Konzert doch früher zu beginnen. Ausserdem mussten wir ganz leise sein, anfangs hiess es noch völlig unplugged ohne Mikrofone, aber der nette Tonmeister, der wie wir glauben Martin hiess und dem Lollo auch eine Batterie gegeben hat, die der Lollo dann zurückzugeben vergessen hat, hat dann geschaut, dass wir doch ein bisschen elektrisch verstärkt werden. Aber es war dann eh lässig. Es waren recht wenig Leute da, die dafür aber bequem am Boden sitzen konnten. Vielleicht ensteht dadurch eine entspannte Athmosphäre, jedenfalls haben wir uns ganz wohl gefühlt. Trotzdem waren wir nicht wirklich gut. Der Willi, immerhin der Veranstalter hat uns nach dem Konzert auch gesagt, dass wir damals in der Stadtwerkstatt besser waren, ein unverzeihlicher Faux-pas für einen Veranstalter, der ja immer besorgt um des sensiblen Künstlers Seele sein sollte, aus Angst vor zertrümmerten Hotelzimmern, aber mit uns kann man´s ja machen, wir wissen Ehrlichkeit zu schätzen, und recht hatte er sowieso. Ausserdem gab es nämlich Zuschauer, die sich zurecht darüber beschwerten, dass sie für Schispringerlieder bezahlt hatten, und auch solche hören wollten. Unsere Idee dazu war, auf Flyer zukünftig den Satz "Kann Spuren von anderen Liedern enthalten" aufdrucken zu lassen, aber das wäre eh zu kompliziert. Nach dem Konzert haben wir nach so viel Kritik einfach vergessen müssen, da kam uns das Zeichne-deinem-Team-den-Begriff-den-dir-das-andere-Team-sagt-Spiel gerade recht. Wir hatten haufenweise Mitspieler: die Eliane, die schon ein bisschen müde war, den Bernd der ein bisschen traurig war weil er seine letzten Tage in Freiheit vor dem Bundesheer durchlebte, und ausserdem haufenweise Landesschulsprecher und -innen und Schülervertreter und -innen und so, es war ein ständiges Kommen und Gehen in diesen Schülervertretungsräumlichkeiten. An folgende Begriffe aus dem Spiel können wir uns noch erinnern: Prinzessin-Diana-Gedächtnis-Fond, Tarnkappe, Puffmutter, Wasserstoffperoxyd, Reichsbrücke, Systemfehler, Alpenvorland, Tourette-Syndrom. Schön war´s.


  • 12.07.03: Fürth-Festival, Grüner Markt, Fürth (D)
    Fürth ist eine Stadt bei Nürnberg in Bayern, sie ist verhältnismässig groß und mit der Stadt Nürnberg ziemlich verwachsen. Dort sieht´s sehr nett aus und es gibt ein Festival, das jedes Jahr für drei Tage die ganze Stadt in Beschlag nimmt, da gibt es verschiedene Bühnen und so Sachen. Am Grünen Markt, einem der Plätze, wo es etwas zu sehen gab, durften wir auf die Bühne. Der Verein Szene Fürth hatte uns da eingeladen. Auf der Fahrt haben wir 1.) in der Raststation Bayrischer Wald für ein Käsebrot und ein Mineralwasser 7 Euro gezahlt und 2.) den angeblich ältesten Würschtelstand (bzw. Wurstküche) der Welt besucht. Dazu mussten wir einen kleinen Abstecher ins Zentrum von Regensburg, das ist auch in Bayern, machen. Nachher erfuhren wir, dass Nürnberg auch über einen ältesten Würschtelstand der Welt verfügt, aber das konnten wir ja vorher nicht wissen. In Fürth angekommen, haben wir uns zuerst die Darbietung einer Rock-Blues-Soul-Coverband angeschaut. Ausserdem haben wir den Jogi und die anderen netten Leute dort kennengelernt und uns gedacht dass das hier ein schöner Platz für ein Open-Air-Konzert ist. Wir haben uns auch noch wohlgefühlt, als wir dann selber aufgetreten sind. Es war sehr sonnig und vor der Bühne standen Bänke mit Tischen, wo Leute saßen, aßen und tranken, es gab aber auch Leute, die standen und nichts aßen. Wenn wir uns richtig erinnern, dann haben viele von den Leuten gelacht oder sich zumindest sichtbar amüsiert, das lag wahrscheinlich daran, dass sie unsere Lieder nicht kannten, und manche Textstellen sind, wenn man sie zum ersten Mal hört, lustig. Vielleicht lag´s aber auch an unserem fröhlichen Auftreten. Wir konnten auch manche Zuseher beobachten, die von anfänglicher kritischer Zurückhaltung zu amüsiertem Wohlwollen überwechselten, so was freut einen immer. Allerdings war da auch ein älteres Paar, das kam zu den Anfangsakkorden des Liedes Funaki, und setzte sich zu den Bierbänken, bis es die ersten Zeilen hörte, zum Beispiel die Stelle: "..hat nie masturbiert..", da ist es dann wieder aufgestanden und gegangen. Tja. Ansonsten waren wir aber sehr zufrieden mit allem. Kurz nach dem Konzert wurden wir von den Reportern eines Internetradiosenders interviewt. Das wurde dann quasi live ins Internet geschickt, genauso wie unser Auftritt, glauben wir. Im Nachhinein kann man das ja nicht mehr ganz genau sagen. Wir haben auch den Betreiber des nach eigenen Angaben lautesten Laden Deutschlands (es handelt sich um ein Zeitschriftengeschäft) kennengelernt, der hat gesagt, dass wir nicht hochdeutsch singen, womit er unseren erbitterten Widerstand provozierte. Wir finden nämlich schon, dass wir hochdeutsch singen, mit ganz wenig bewussten Ausnahmen, wenigstens glauben wir, dass man uns versteht, wenn wir singen. Wir haben uns aber nicht auf eine grosse Diskussion eingelassen, sondern was zum Essen gesucht. Das haben wir dann gefunden, und es war gut, dann sind wir noch ein wenig durch die Innenstadt geschlendert, vorbei an den anderen Bühnen, wo aber nichts mehr anzuschauen war - wir hatten den Entschluss, den grünen Markt zu verlassen, nämlich zu spät getroffen. Am nächsten Tag sind wir beide ungewöhnlich früh aufgewacht und haben, nach erfolgloser Frühstücksbuffet-Suche, einen kleinen Spaziergang durchs verschlafene Fürth gemacht, wo kaum wer unterwegs war, ausser Polizisten, die sich um die liegengebliebenen Alkohol-Opfer "kümmerten". Als wir wieder im Hotel ankamen, war das Frühstück angerichtet, also aßen wir es, und waren bereit für die Heimreise. Und als der Flo, der uns diesmal wieder begleitete, auch gegessen hatte, schmissen wir uns in das Mietauto, das diesmal einen kleinen Schaden genommen hatte, und fuhren gen Heimat, wobei wir auch einen Autostopper aus Salzburg mitnahmen, der nach Berlin wollte. Schöne Grüsse an dieser Stelle!


  • 24.07.03: B72, Wien
    Wie sie in einem der früheren Tagebucheinträge lesen können, sind wir vor einiger Zeit im Shelter aufgetreten, und zwar um dem Schlammi ein bisschen bei seinem Durch-Griechenland-Laufprojekt zu helfen. Der Schlammi ist nämlich Extrem-Läufer und hat im Mai quasi ganz Griechenland durchlaufen, wie man auf seiner website nachlesen kann. Das ganze dient auch dem Integrationshaus, das von den Einnahmen bzw. Spenden profitiert. Der Schlammi war also wieder zurück und hat zum Abschluss seines Projekt Minotaurus zu einem Fest im B72 geladen. Wir wollten natürlich wieder dabei sein. Im Nachhinein war es wahrscheinlich ein bisschen anmaßend, unsere eigenen Stempel am Eingang verwenden zu lassen. Wir haben nämlich einen kleinen Stempel mit unserem Logo, den wir manchmal dem Publikums-Abstempler zur Verfügung stellen, damit das Publikum unser Zeichen am Leib trägt. Vor unserem Auftritt haben der Oberalfred und der Schlammi noch ein paar Worte gesagt, dann haben wir angefangen. Heute war´s wieder einmal ganz okay, glauben wir. Wir konnten wieder einige Leute zum Lachen bringen, durch unsere Ungeschicklichkeit oder unsere Unbekümmertheit oder aus Gründen, die sich unserer Kenntnis entziehen. Wir hoffen nicht allzu unbescheiden zu erscheinen, doch im Vergleich zu anderen unserer Konzertanfänge haben wir diesen als recht flott empfunden. Obwohl da auch schon viele Verspieler und -singer drin waren, aber wir waren scheinbar in einer Stimmung, die uns nicht verzweifeln sondern über uns lachen ließ. Ganz viel taten wir das bei dem Lied "Mika, du Saufkopf, hast du wieder verloren?", das haben wir nämlich mit so einer hohen Stimme gesungen, so ähnlich wie Frauen im Opernhaus. Genau genommen nennt man das Falsett oder Kopfstimme, nur für den Fall, dass es Sie interessiert. Auf jeden Fall war das schon sehr lustig, wir haben´s auch zum ersten Mal gehört. Aber sollten wir das jemals wieder machen, ist es wahrscheinlich plötzlich nicht mehr so lustig, so ist das oft. Sonst haben wir wieder jede Menge Schispringerlieder gespielt, aber auch Lieder von Barbra Streisand, Kottans Kapelle, Lionel Richie, Al Bano und Romina Power, Georg Danzer und I Santo California. Irgendwann hatten wir einen Durchhänger, da bemerkten wir auch, dass wir jetzt schon ziemlich lange auf der Bühne sind. Wir wurden schlagartig müde und auch unsere Stimmen fühlten sich schon ziemlich rauh an, Lollos Fingernagel machte erwartungsgemäß keine Schwierigkeiten, der war nämlich im Nagelstudio getjuhnt worden. Auch das viele Bier, das uns ein Herr namens Thomas also known as Big Tom und unser Chef (manche nennen ihn Ulrike) auf die Bühne reichten, zeigte seine Wirkung. Alles in allem wurde uns klar, dass wir jetzt ans Ende denken mussten. Und da wir alte Hasen sind, wussten wir, dass man dadurch auch Widerstand zu erwarten hat, zB von den Leuten die Snowboarder hören wollten, was wir aber nicht mehr spielen wollten. Oder konnten, denn wir waren konditionell schon schwer angeschlagen. Schließlich verließen wir die Bühne mit dem Gefühl, für die Leute und das Biertrink-Projekt von Ute Bock so viel Gutes getan zu haben wie wir konnten. Dann waren wir hundemüde, erschöpft und betrunken und kaum noch fähig, den Gesprächen zu folgen, die sich anboten, also verließen wir das B72 und liessen uns von einem taxifahrenden Projekt-X-Fan nach Hause führen.

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