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Tagebuch - Christoph & Lollo - August und September 2005
- 06.08.05: Bock Ma´s - Festival auf der Burgruine Altwartenburg in Timelkam, OÖ
Mit Benefizkonzerten ist es ja meistens so, dass die Veranstalter sehr nett, die Umstände sympathisch und die Besucher gut gelaunt sind. So auch hier, beim Bock Ma´s-Festival, das noch dazu in einer Burgruine stattfand. Einzigartiges Ambiente! Wir sagen Ihnen! Nur das Wetter war nicht so super. Das war der Festivalfluch von 2005 - alles verregnet, alles Reinfälle. Tausende Menschen verkühlten sich in diesem Sommer im frostigen Schlamm. Zehntausende Tragödien spielten sich ab. Wir haben da schreckliche Geschichten gehört von skrupellosen Landwirten die sich goldene Traktoren verdienten, indem sie arme Festivalbesucher zu horrenden Preisen mit Gummistiefeln und Heu versorgten oder Autos aus dem Gatsch zogen. Aber hier gab es so etwas nicht, die Laune war gut, und soo mies war das Wetter eh nicht. Musik war auch super. Als wir gerade ankamen zum Beispiel gabs extra knackigen Psychobillyrocknroll von den Hounded Prisoners, und die Leute vor der Bühne tanzten in einer Art und Weise wie wir es noch nie gesehen hatten, es sah ein Bisschen nach Revierstreitigkeiten aus. Knapp vor uns zum Beispiel der David Lipp, der fertigt mit seiner Band verblüffend eigenen Außenseiterpop, glitzernd funkelnde Lieddiamanten, musikalische Unikate von verstörender Schönheit, glauben Sie´s uns. Nach uns zum Beispiel Brainwashed, die ganz extrem fetzig waren und vermutlich demnächst auf Welttournee gehen. Wir stellten Vermutungen an, welche Einflüsse die vier Braingewashten (die übrigens alle dieselbe Frisur haben) wohl geprägt hätten, kamen aber zum Schluss, dass solche Überlegungen zu nichts führen. Dazwischen waren wir, da gibt´s nicht viel zu berichten. Die Leute ließen uns gelassen unser Geschäft verrichten, es gab welche die mitsangen, welche die zuhörten, und beim Tontechnikmeister saßen zwei die lachten die ganze Zeit. Das Publikum sah sehr friedlich aus, als es da im Heu saß.
Was gab´s noch? Wir haben den Gerfried vom Premysl getroffen (wo wir letztens waren), der hatte gute Sachen zum Essen. Einer hat uns fotografiert mit einem ur superen Handy. Die Security-Leute waren voll gemein, der Lollo schaffte es aber trotzdem, nie seinen Ausweis herzeigen zu müssen.
Zur Abwechslung gibt es hier wieder einmal Fotos. Viele Fotos vom ganzen Festival gibt es dort.
- 02.09.05: Summerslide 05, Kirchberg am Wechsel
Da gibt es ein Fest namens Summerslide, das findet beim Freibad in Kirchberg am Wechsel statt. Da werden Schanzen beim Schwimmbecken aufgestellt und todesmutige Schi-, Snowboard- und Zipflbob-Artisten beeindrucken das Publikum mit waghalsigen Sprüngen ins kalte Feucht. Es gibt einen Wettbewerb mit Sprungrichtern und Moderation. Musik, Disco, Essen, Trinken, Spiele und allerlei Unterhaltung gibt es auch. Alles sieht sehr nett aus und macht schöne Stimmung.
Das Publikum war jung, zahlreich und gut gelaunt. Die Sportler waren allesamt wilde Hunde. Der Moderator, eine bayrische Stimmungskanone, war ein ganz wilder Hund und versprach den Leuten laufend, dass die Bands und die Sportler und der Moderator und die Zuschauer und überhaupt alle heute Abend ordentlich Party machen würden, und Party sprach er ganz komisch aus, ungefähr so: Pooooaaaarrdiiie. Wir sahen den Security-Mann mit dem tollen Bart wieder. Es gab tolle Hamburger und eine sogenannte Gasbar. Es herrschte gute Laune und da war viel das man sich anschauen konnte.
Vor uns spielten Hugger Mugger hauptsächlich Coverversionen rockiger Alternative-Hadern. Das taten sie sehr gut und das begeisterte Publikum schüttelte diverse Körperteile. Unser Auftritt war nicht so toll, keine Pooooaaaarrdiiie-Stimmung unsererseits. Die Partyjugend lynchte uns trotzdem nicht sondern behandelte uns mit verwundertem Wohlwollen. Nachher noch beschämtes Umherstreunen. Im Gasbar benannten Discozelt legte der DJ ein unpackbares Kraut-und-Rüben-Hit-Feuerwerk aus 60er-Gassenhauern, Grunge-Klassikern, Deutschrock, Schlager und Dancefloor auf, Radio Wien und FM4 gaben sich hier stilvoll die Hand. Die Partypeople tanzten, lachten und vergnügten sich in gleißender Extase. Alle waren glücklich, alles war gut. Alle strahlten und freuten sich. Wir hielten das bald nicht mehr aus und verkrümelten uns.
Fotos gibt es hier.
- 17.09.05: Häferl-Straßenfest, Hornbostelgasse Wien
Das war heut nicht das erste, nicht das zweite, sondern das dritte Mal, dass wir für das Häferl spielten. Es ist ja auch sehr nett dort. Das Wetter war zwar schon einmal besser, dafür entstand unter den Regendächern die in der seltsamen Hornbostelecksackgasse aufgestellt waren eine sehr gemütliche, geradezu heimelige Stimmung, sofern einem nicht gerade das auf den Plastikplanen gesammelte Wasser in die Schuhe gekippt wurde. Die Leute waren sehr nett, nur beim sogenannten moderierten Raub wurde einigen ein Bisserl mulmig zumute, wegen der Waffen und des Geschreis. Trotzdem fühlten sich alle wohl. Als wir gerade auf der Bühne unserer Arbeit nachgingen, fragte uns ein Kind ob es mitmusizieren durfte. Wir waren ein wenig verwirrt und wussten nicht so recht was wir sagen sollten, wir wussten auch nicht ob es ein Bub oder ein Mädchen war. Irgendwie schwindelten wir uns aus der Situation, wie wir alte Bühnenhasen das so zu tun pflegen. Außer dieser zugegebenermaßen recht langweiligen Anekdote, gibt die Erinnerung nix mehr her. Ach nein, etwas noch: Die Band nach uns war super. Aber wie die hieß wissen wir nimmer.
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