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Tagebuch - Christoph & Lollo - Oktober 2006

  • 02.10.06: Rage Against Abschiebung, Feierwerk, München
    Auch in Deutschland geht es Flüchtlingen nicht ganz so prima, deswegen gibt es das Rage Against Abschiebung-Festival im Feierwerk in München, einem vielfältigen Veranstaltungsgelände, das sich seit dem letzten Mal als wir da waren ganz schön verändert hatte. Wir saßen im Backstageraum herum und sahen Texta auf den Sofas schlafen. Touralltag ist anstrengend. Es gab tolle Sachen zum Essen. Unser Konzert war gut besucht und ganz okay. Nach uns war Bernadette La Hengst dran und besser. Rückfahrten von Konzerten sind sehr, sehr anstrengend.

  • 06.10.06: 17. Kleinkunstfestival Pyhrn-Priel, Windischgarsten
    Finden Sie nicht auch, dass 17. Kleinkunstfestival Pyhrn-Priel ein ungewöhnlicher Titel für ein Kabarettfestival ist? Wie auch immer: Wir waren dort, im Kulturhaus Römerfeld in Windischgarsten. Man hatte uns dankenswerterweise nämlich eingeladen, nebst Zärtlichkeiten mit Freunden dort aufzutreten. Es gab da, in diesem auf moderne Art klotzförmigem Gebäude, einen großen Saal mit großer Bühne, wo auch dahinter mehr als ausreichend Platz war. Es kamen dann viele Leute mit ernsten Gesichtern, die diese durch professionelle Hilfe aufgelockert spüren wollten. Zum Beispiel bei Roland Düringer, der im Rahmen seines Regenerationsabends mehr oder weniger frei von der Leber oder wo auch immer weg gute Geschichten erzählte. Oder bei Gabriel Vetter, einem mit rockiger Band auftretenden poetryslammenden Kabarettpreisgewinner, da schauen Sie jetzt aber, oder? Der Moderator hieß Helfried und war blass aber unterhaltsam. Die Zärtlichkeiten brachten die Leute dann auch noch kräftig zum Lachen. Wir selbst waren am Schluss dran und boten einen viel zu langen und stetig langweiliger werdenden Auftritt weil wir die uns im Überfluß zur Verfügung gestellte Zeit ausnutzen wollten. Nachher wurde im Obergeschoss zu lauter DJ-Musik getanzt. After-Kabarett-Clubbing oder Kleinkunst-Rave, vermutlich. Wir selbst wurden von dicklichen Regionalreportern fotografiert, die zu diesem Zweck uns völlig unbekannte hübsche Damen an unsere Seite kommandierten. So entstehen diese Fotos also.

  • 07.10.06: Toter Oktober 1, Gasthaus Vorstadt, Wien
    Wir erfanden uns unsere eigene Veranstaltungsreihe um mit Leuten auftreten zu können, die etwas ähnliches machen wie wir. Wir nannten die Veranstaltungsreihe Toter Oktober und wählten das Gasthaus Vorstadt als Bühne aus, weil dort ist es schön gemütlich und wir waren ja schon sehr oft dort. Am ersten Abend war mit uns der Christoph Weiherer da, ein bairischer Liedermacher und Zwischen-den-Liedern-Geschichten-Erzähler. Der bot ein sehr nettes und unterhaltsames Konzert für das aufmerksam zuhörende Publikum. Wir machten danach das Übliche und waren mit dem Abend nicht ganz so unzufrieden.
    Für den toten Oktober wagten wir es zum zweiten Mal, selbst einen Flyer zu gestalten:
    Toter-Oktober-Flyer


  • 14.10.06: Toter Oktober 2, Gasthaus Vorstadt, Wien
    Zweiter Toter-Oktober-Abend im Vorstadt. Diesmal mit Jörg Zemmler, dem Sieger des diesjährigen Protestsongcontest. Jörg Zemmler (oder manchmal auch Zemmer) ist ein liebenswert zerfranster Zeitgenosse der seine Sonnenbrille gern in alte Socken kleidet und seine Haarpracht mit Wäschekluppen bändigt. Außerdem hat er ein sehr lockeres Verhältnis zu unkonventionellen Gitarrenstimmungen und ist ein Klavier-Improvisationsgenie. Dementsprechend ungezwungen verlief der Abend dann auch. Gute Stimmung allenthalben.

  • 21.10.06: Toter Oktober 3, Gasthaus Vorstadt, Wien
    Eigentlich hätten wir in der Woche seit dem letzten Toten Oktober ja an mehreren Tagen in München auftreten sollen, mit dem sehr guten Severin Groebner, der übrigens vor Ewigkeiten bei unserem ungefähr dritten Auftritt, ebenfalls im Vorstadt, in der ersten Reihe saß. Das ging aber nicht, weil unser Gitarrist sich beim Geschirrspülen mit einem zerbrochenen Teehäferl ziemlich erfolgreich die rechte Hand aufgeschnitten hat und einen dicken Verband tragen musste, so dass in den ersten Tagen nach der Verletzung an Gitarrespielen gar nicht zu denken war. Das war, ebenfalls übrigens, das erste Mal in unserer sogenannten Karriere, dass wir etwas absagen mussten.
    Wie auch immer, den Samstag konnten wir dann ja echt nicht absagen und entschlossen uns, an diesem Tag nur solche Lieder aufzuführen, die trotz Verband, Nähten und Schmerzen gespielt werden konnten - also nix mit Fingerpicking, sondern nur einfaches Hand-rauf-und-runter-Geschrammel. Das ging dann eh halbwegs, schränkte aber die Liedauswahl drastisch ein. Die Besucher wurden auf diese Einschränkung durch einen Zettel im Eingangsbereich aufmerksam gemacht (s.u.), nur dass dann keiner meckert.
    Wichtiger war aber natürlich eh unser Gast, der Georg Bauernfeind, den hatten wir beim Protestsongcontest kennengelernt. Der Herr Bauernfeind macht Musik und Kabarett und hatte an diesem Abend einen Trainer dabei, wie der Herr Dr. Ostbahn quasi. Das ganze war dann sehr unterhaltsam, das Publikum amüsierte sich, und als wir dann noch unsere Lieder spielten und den Leuten das mit der Handverletzung erklärten, dachten alle, das wäre nur ein billiger Theatertrick. Künstlerschicksal.
    Warnung ans Publikum:
    Foto: Warnung wegen Handverletzung


  • 28.10.06: Toter Oktober 4, Gasthaus Vorstadt, Wien
    Heute war der letzte Termin unserer selbst erfundenen Veranstaltungsreihe Toter Oktober. Zufrieden stellten wir fest, dass der Publikumsandrang sich über die 4 Termine hinweg stetig gesteigert hatte, heute waren dann auch einige Leute da, die bereits bei einem der vorhergehenden Abende hier waren. Sehr schön. Unsere heutigen Gäste waren The Huhn, eine Band, die früher Die Unbelievable Rock´n´Roll Superstar Heroes hießen und unter diesem Titel einmal vor uns auftraten. Nämlich damals. Damals waren die dermaßen frech zu uns, dass wir beeindruckt waren, also telefonierten wir eine Zeit lang herum, um herauszufinden, ob es die noch gibt und ob sie mit uns auftreten wollten. Es gab sie noch und sie wollten. Und es war sehr, sehr gut. Ärgern Sie sich, wenn Sie nicht dabei waren!

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