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Tagebuch - Christoph & Lollo - November und Dezember 2006
- 16.11.06: Hinterhof-Theater, München
Unter Kabarettisten ist es üblich in Spielserien aufzutreten, also mehrere Auftritte hintereinander im selben Lokal zu spielen. Das hatten wir bis jetzt noch nie so richtig gemacht. Oh doch, hatten wir schon, nämlich damals! Aber diesmal wollten wir es in Deutschland machen, um dort unsere Nebenkarriere als Kabarettisten loszutreten, Rock´n´Roller sind wir ja eh die meiste Zeit. In Deutschland hat´s aber nicht geklappt, also machten wir es in Bayern. Nämlich im Hinterhof-Theater. Das Hinterhof-Theater ist am nördlichen Rand Münchens, im Stadteil Am Hart, gelegen, und dort ein Teil des Wirtshauses Am Hart. Zumindest war es das, zum Zeitpunkt der Niederschrift gibt´s es nämlich leider nimmer. Also Vergangenheitsform: Das Hinterhof-Theater war großartig und hatte Geschichte. Der Backstageraum war eine ausgewachsene Künstlerwohnung und der Krustenbraten mit Biersauce war ein Traum. Unser erster Auftritt dort war aber katastrophal schlecht. Nur der Herr Groebner konnte die Chefitäten davon abhalten, uns völlig zu vernichten. Naja, dachten wir, vielleicht wird´s ja morgen besser.
- 17.11.06: Hinterhof-Theater, München
Zu unserer Überraschung wurde es am nächsten Tag aber noch schlechter. Wir waren noch nervöser, noch ausufernder und noch miserabler als am ersten Tag. Naja, dachten wir, wir können ja immer noch Tellerwäscher werden, und traurig gingen wir schlafen.
- 18.11.06: Hinterhof-Theater, München
Ein kleiner Lichtblick am dritten Abend in Folge: Es wurde diesmal nicht mehr noch schlechter als am Vortag. Richtig gut war´s aber auch nicht. Richtig gut war unserer Meinung nach nur der Flyer, den wir wieder selbst gemacht hatten und mit dem wir diesmal sehr zufrieden waren.
- 19.11.06: Audimax, München
Dafür durften wir heute als Pausenclowns für den wunderbaren Josef Hader auftreten. Wie wir von unseren letzten beiden Zusammentreffen mit ihm (2002 und 2005) wussten, ist das ein feiner Mensch, und diesmal hatte er sogar so viel Mitgefühl, uns beim so aussichtslos scheinenden Lostreten unserer Deutschland-Karriere zu unterstützen, indem er uns im Rahmen seines Programms Hader muss weg die Rolle der Nachtclub-Band zuwies. Zu diesem Behufe hatten wir einen uralten Hadern eingeübt und dann auch zwei von unseren Liedern gespielt, wobei uns Herr Hader am Tasteninstrument begleitete. Die Leute waren uns dann auch gar nicht böse. Sehr super.
- 23.11.06: Hinterhof-Theater, München
Frisch erholt in eine neue Woche im Hinterhof-Theater. Diesmal war´s gar nicht so schlimm, wir bemühten uns ja auch extra, diesmal rechtzeitig Schluss zu machen, weil die große Lehre aus den Niederlagen der letzten Woche lautete: Das Kabarett ist kein Rock´n´Roll nicht!
- 24.11.06: Hinterhof-Theater, München
Auch heute war unser Auftritt einigermaßen akzeptabel. Immer mehr passten wir uns den Kabarett-Gewohnheiten an. Es war also doch nicht Hopfen und Malz verloren bei uns.
Bayrische Monitorabstützung:
- 25.11.06: Hinterhof-Theater, München
Heute war es dann okay. Glauben wir zumindest. Kann man ja kaum noch auseinander halten, so viele Auftritte..
- 30.11.06: Hinterhof-Theater, München
Das Personal im Hinterhof-Theater war übrigens auch schwer in Ordnung. Eigentlich begannen wir ja nach einigen Auftritten dort, uns selbst als Personal zu fühlen, wir wohnten ja sogar dort, in der Künstlerwohnung wo schon so viele berühmte Menschen geschlafen hatten. Wir fühlten uns mit der Zeit auch ein wenig verantwortlich für diese Räumlichkeiten und begannen, kleine Reparaturen vorzunehmen. Auch in die Benutzung der Kaffeemaschine waren wir schon längst eingeweiht worden.
- 01.12.06: Hinterhof-Theater, München
Mit der Zeit wurden wir auch immer mehr in bayrische Bräuche eingeführt. Wir lernten zum Beispiel, dass es in Bayern kein kleines Bier gibt. Der Bayer an sich verachtet nämlich kleine Getränke. Wenn man in Bayern zum Beispiel eine Apfelschorle bestellt (also einen gespritzten Apfelsaft, auch Obi gspritzt genannt), dann bekommt man gleich einen halben Liter davon. Wenn man zum Beispiel einen Wein bestellt, so bekommt man gleich ein Vierterl. Beim Bier ist das Maß aller Dinge natürlich die Maß. Ein halber Liter Bier ist eine Halbe. So weit, so logisch. Aber wenn man weniger Bier trinken will, dann bestellt man einen Schnitt. Dabei handelt es sich nicht etwa um helles Bier, das mit dunklem verschnitten wurde, sondern um eine schlecht eingeschenkte Halbe mit extra viel Schaum. Wenn man gerne noch weniger hätte, so muß man einen Pfiff bestellen, auch dies keine genaue Maßeinheit, sondern eine ganz besonders schlecht eingeschenkte Halbe, ungefähr das was entsteht, wenn die Schankhilfe einmal mehr oder weniger herzhaft gegen den Zapfhahn schlägt. Schnitt und Pfiff können also, je nach Laune des Personals, mehr oder weniger sein. Wenn man Glück hat, steigt man dabei also gut aus, wenn nicht dann nicht. So sind die Sitten in Bayern. Fragen Sie uns aber nicht wieso, fragen Sie die Bayern. (Erwarten Sie aber keine sinnvolle Antwort.)
- 02.12.06: Hinterhof-Theater, München
Vermutlich war heute der Tag, an dem eine Delegation eines Industriekonzerns (München ist ja voll Industrie) ins Hinterhof kam, um dort die Firmen-Weihnachtsfeier zu begehen. Das war vermutlich so, dass dort der Chef beschlossen hatte, an diesem Tag würde gefeiert, und man ginge ins Kabarett, wurscht was dort an dem Abend ist, weil Kabarett ist ja schließlich Kabarett. Dass an diesem Abend aber eine durchgeknallte Band aus Wien spielt, die sich nur als Kabarettgruppe tarnt um an bessere Gagen heran zu kommen, in Wirklichkeit aber weder Programm noch auch nur einen vorbereiteten Witz hat, das wussten die Leute von Linde Gas nicht. Ein Glück für alle Beteiligten, dass wir an diesem Abend wieder einigermaßen gut drauf waren, es hat dann niemand was von dem Betrug gemerkt, und alle hatten ihren Spaß. Gut gelaunt und frohen Mutes beendeten wir diesen letzten Abend unserer ersten Spielserie im Hinterhof-Theater zu München, und wir wussten schon, dass es nicht die letzte bleiben würde.
- 21.12.06: Chelsea, Wien
Ha!, dachten wir. Jetzt haben wir einen ganzen Haufen von Kabarett-Auftritten hinter uns gebracht und sind immer besser damit zurechtgekommen, einem ruhigen, erwartungsvollen, aufmerksamen Sitzpublikum ausgesetzt zu sein, jetzt werden wir im Chelsea ja ein angenehmes Heimspiel haben. Dachten wir. War aber nicht so. Weil in echt hatten wir uns dermaßen an das ruhige, konzentrierte, alte Sitzpublikum gewöhnt, dass das laute, junge, grölende Chelsea-Publikum erst recht wieder ein Kulturschock war. So was. Wir lernen wohl nie aus. War aber trotzdem super. Ist es ja jedes Mal.
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