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Tagebuch - Christoph & Lollo - September 2006

  • 06.09.06: Limited Lounge, vorm Museumsquartier, Wien
    SOS Mitmensch veranstaltete wieder einmal eine feine Aktion, um auf die missliche Lage von Menschen aufmerksam zu machen, die in unserem Heimatland um Asyl werben. Diesmal wurde zu diesem Zweck ein sonst völlig unnötiges Stück Gehsteig an der Mariahilfer Straße, neben dem Museumsquartier, in eine Musik- und Getränkekonsumationsinsel umgewandelt, wo Konzerte stattfanden, DJs Platten auflegten und sonst auch noch allerlei Erfreuliches geschah. Der Witz an der Sache war der, dass der einzige Zugang zu diesem Fleckchen urbaner Fröhlichkeit, ein großes Eisentor, verschlossen war. Um zu Sesseln, Tischen, Bar und Bühne zu gelangen, musste man sich illegal zwischen Gebüsch durchdrängen. Denken Sie mal drüber nach. Sonst war dann eh auch alles super.

  • 16.09.06: Häferl-Straßenfest, Hornbostelgasse Wien
    Das war heut nicht das erste, nicht das zweite, nicht das dritte sondern schon das vierte Mal, dass wir für das Häferl spielten. Sie können also über die Hyperlinks im vorigen Satz einen Haufen Informationen aus den letzten Jahren bekommen. Dieses Jahr war wieder alles gut.

  • 20.09.06: BKA-Theater, Berlin
    Ein in mehrerlei Hinsicht besonderer Auftritt. Erstens unser erster Berlin-Besuch. Zweitens unser nördlichstes Konzert bislang. Drittens unsere erste Konzertreise im Flugzeug. Im Flugzeug war alles voll mit Musikerinnen und Schlagzeugern, mit Managern und Promoterinnen, mit Dollachers und Rossezahls. Es war nämlich Popkomm in Berlin und alle, wirklich alle in diesem Flugzeug wollten dorthin um Popkommminikonzerte zu spielen, Produkte zu promoten und Geschäftsgespräche zu führen. Alle außer uns. Weil wir waren nämlich die einzigen, die gar nix von dieser Wichtigtuer-Messe wussten, sondern einfach nur ein Konzert spielen wollten. Das brachte uns dann aber in die Lage, am Tag unserer Anreise noch mit den netten Herren Pertramer und Gaissmaier Getränke zu uns nehmen und Unterhaltungen führen zu können, mit der Popkomm kamen wir aber nicht in Berührung. Dafür erlebten wir etwas in der U-Bahn: Als wir nämlich, frisch angekommen, das erste Mal eine Berliner U-Bahn bestiegen und uns hingesetzt hatten, raunte von der Sitzgruppe daneben jemand herüber He, ihr seids ja Christoph und Lollo - es war ein Wiener auf Besuch in Berlin. In den Wiener U-Bahnen, in denen wir seit Jahren verkehren, da hat uns aber noch nie jemand erkannt. Seltsam.
    Im BKA, wo wir auftreten sollten, stellten wir erst einmal fest, dass das hier wohl ein piekfeiner Laden war. Die Veranstalterin war nicht sehr freundlich. Der Herr Kmet aber, der war sehr nett und machte vor uns wunderbare Musik um Stimmung in die licht besetzten Zuschauerreihen zu bekommen. Der Herr Kmet kann nämlich ganz alleine eine vollständige Band machen! Unser Auftritt war dann leider eher schlecht, so was kommt bei uns ja regelmäßig vor. Die Zuseherinnen und Zuseher, etwa zu gleichen Teilen Leute die uns von irgendwo kannten, und Frei-bzw-Abo-Karten-Aktions-Gewinnler nahmen es uns aber nicht übel. Die Veranstalterin dann schon. Die pudelte sich fürchterlich auf, so könne das ja nie was werden und was wir überhaupt wollen und ob wir überhaupt eine Botschaft hätten und sowas ginge vielleicht in Österreich aber in Berlin hätten wir ja nie eine Chance und sie hätte es ja schon immer gewusst und so weiter. Was dann doch eher erstaunlich war, schließlich hatte genau diese Dame ja mehr als drei Jahre lang ständig Interesse an uns bekundigt, sich dann aber immer wieder geziert, bis sie Anfang dieses Jahres dann kurzfristig ein Konzert von uns zu sehen verlangte, das wir dann extra nur für sie eingeschoben hatten (nämlich im April), und das fand sie dann so gut, dass sie uns letzten Endes buchen wollte und dann das ganze Geschrei. Leute gibt´s. Wir tranken dann Wein, Bier und Blasentee in einem Lokal namens Wiener Blut.
    Erstmals in unserer Bandgeschichte haben wir für diesen Auftritt selbst, mit unseren eigenen Händen, einen Flyer gestaltet. Der kam aber nicht so gut an, und welchen amerikanischen Schauspieler dieser Typ darstellen soll hat noch niemand erraten. Wir finden´s trotzdem lustig:
    Berlin-Flyer


  • 21.09.06: Scheinbar Varieté, Berlin, Open Stage Varieté
    Die sonnige Freizeit benutzten wir um uns mit unserer Chefin Berlin anzusehen, und es gefiel uns sehr. Alles sehr locker und jugendlich, viele freundliche Menschen, und zum Anschauen gibt es auch viel, zum Beispiel das sehr beeindruckende Holocaust-Mahnmal neben dem viel weniger beeindruckenden Brandenburger Tor. Begeistert waren wir auch vom Rund-um-die-Uhr-Angebot levantinischer Speisen.
    Am Abend hatten wir aber wieder was zu tun. Wir gingen in ein winziges Lokal namens Scheinbar, ein Varieté-Lokal nämlich. Das gefiel uns gleich ganz ausgezeichnet: winzig klein, mit altem Kram vollgehängt und deutlich vernehmbar Geschichte atmend. Direkter Bühnen-Publikum-Kontakt und nette Menschen die da arbeiten. Sehr schön. Und die Veranstaltung des Abends, das Open Stage Varieté, war sowieso prima. In der Scheinbar können nämlich seit vielen, vielen Jahren schon, an mehreren Terminen in der Woche, Leute Sachen auf der Bühne machen. Singen, jonglieren, Witze reißen, Kabarett, Clownerie und so weiter. Klingt eigentlich zweifelhaft, war aber sehr, sehr lustig. Der Moderator, der überaus witzige Herr Linne, trieb uns ebenso die Lachtränen in die Augen wie der ebenso komische Herr Kreimeyer. Und über die erotischen Jongleusen haben wir uns dann an der Bar auch noch länger unterhalten. Wir selbst wurden als österreichische Rockstars angekündigt und durften am Schluss zwei oder drei Lieder spielen. Das Publikum, rasend gut aufgelegt und attraktiv, bewarf uns nicht mit Tomaten. Ein sehr angenehmer Abend war das.

  • 22.09.06: BKA-Theater, Berlin
    Schon wieder da? Ja, weil die überaus großartigen Herren Ster- und Grissemann uns erlaubten, bei ihrem Programm Harte Hasen als Pausenfüller ein paar Lieder zu singen. Das war sehr angenehm, weil wir selbst nicht allzuviel zu tun hatten und uns nebenbei die beiden Großmeister bei ihrer Bühnenarbeit anschauen konnten. Es war erwartungsgemäß sehr lustig. Wie Sie vielleicht schon gelesen haben, sind diese beiden Herren ja quasi unsere Entdecker, jedenfalls aber unsere wichtigsten Förderer, und es macht uns natürlich nervös, als Vor- oder Zwischendurchband für die Humorhelden unserer Jungendzeit aufzutreten. Es ging aber alles gut. Der restliche Abend verlief dann auch sehr friedlich, und der Herr Stermann hatte dann auch noch die Freundlichkeit, bis sehr spät in die Nacht als Gesprächspartner zur Erörterung wichtiger Themen zur Verfügung zu stehen, bevor er die Unterhaltung an der Currywurstbude weiterführte und wir ins Quartier und kurze Zeit später zum Flughafen fuhren. Unser Flieger war wieder voll mit Popkomm-Menschen, und die ebenfalls mitreisende Frau Denk bestätigte uns nachher, wir hätten am allerfertigsten ausgeschaut. Immerhin eine Auszeichnung.

  • 26.09.06: ppc, Graz
    Kennen Sie Zärtlichkeiten mit Freunden? Nein? Sollten Sie aber. Das sind zwei jugendliche ostdeutsche Spaßkanonen, die mit ihren überaus komischen Bühnenauftritten für Furore sorgen. Musik machen können die auch. Und in Graz durften wir mit ihnen auftreten. Yeah. Und die zwei ausgeflippten Humorgranaten sind dermaßen gut, dass sie, obwohl sie unsere Vorband waren, noch eine eigene Vorband dabei hatten. Das muss man sich einmal vorstellen!
    Stattgefunden hat das ganze im ppc in Graz, wo wir ja letztes Jahr schon einmal waren. Diesmal aber große Halle. Sehr schön. Und es kamen dann auch viele Leute, lauter nette Gesellen und -innen. Die Zärtlichkeiten, also Ines und Cordula, machten dann Spaß und Musik. Das Publikum reagierte mit anfänglicher Fassungslosigkeit und steigender Begeisterung. Getränke wurden bestellt. Wahlwerbungskondome wurden verteilt. Unser Auftritt war vermutlich auch eh ganz okay oder so. Später verlor jemand bei einer Wette ein Fass Bier, weil wir noch in ein Lokal gingen. Und das Hotel war auch ganz witzig.
    Fotos gibt es da.

  • 29.09.06: Gasthaus Vorstadt, Wien
    Heute wieder einmal ein Konzert im liebgewonnenen Gasthaus Vorstadt. Warum liebgewonnen? Lesen Sie es doch nach! Hier die alten Tagebucheinträge zum Thema: 2. April 2003, 15. April 2005, 17. April 2005, 19. April 2005, 21. Juli 2005, 8. Oktober 2005. Arg, oder?. Diesmal waren so wie vor drei Tagen in Graz Zärtlichkeiten mit Freunden dabei und trieben ihren Schabernack. Es war ein guter Abend.

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